Frauenmahlfand mit Tagung in Dortmund statt
In Wohnzimmern verbinden sich verschiedene Welten: Die Berufs- und Familienwelt, die globale Welt mit ihren Herausforderungen und die virtuelle Welt. »Welche Frauenbilder begegnen uns zwischen Wohnzimmer und Welt?«, so lautete das Thema des diesjährigen Frauenmahls, zu dem 155 Frauen in die Dortmunder St. Petrikirche gekommen waren.
An drei langen Tafeln saßen die Teilnehmerinnen mit Blick auf das Goldene Wunder, den besonderen Altar, der in verschiedenen Bildern die Geburtsgeschichten der biblischen Vorfahrinnen zeigt. Die heilige Emerentia, die Urgroßmutter Jesu, ist die Schirmherrin des Dortmunder Frauenmahls, das bereits zum fünften Mal stattfand.
Vier Frauen hielten pointierte Reden zu verschiedenen thematischen Aspekten. Hanim Ezder, Leiterin des Muslimischen Familienbildungswerks Köln, sprach über ihre eigenen biografischen Erfahrungen als studierte Muslimin in Deutschland. Sie plädierte für einen vorurteilsfreieren Umgang mit muslimischen Frauen und eine differenzierte Darstellung von Musliminnen in den Medien. »Nicht alle Frauen, die Kopftuch tragen, werden unterdrückt. Nicht alle Frauen, die türkisch aussehen, können kein Deutsch«, fasste die Islamwissenschaftlerin ihre Erfahrungen zusammen.
Zweite Rednerin war Aycha Riffi, Medienpädagogin und Leiterin der Grimme-Akademie in Marl. Sie sensibilisierte die Zuhörerinnen für die Darstellung von Frauen im Film und plädierte für die bewusstere Wahrnehmung und Stärkung von Regisseurinnen und Drehbuchautorinnen. Eine gute Möglichkeit Frauen im Film zu fördern sei u.a. das Internationale FrauenFilmFestival, das alle zwei Jahre in Dortmund stattfinde.
Veye Tatah vom Verein Africa Positive, lenkte den Blick auf afrikanische Frauen in Deutschland. In ihrer Rede stellte sie einflussreiche afrikanische Politikerinnen vor. »Afrikanische Frauen leben ihre Weiblichkeit anders als deutsche Frauen: sie kleiden sich bunt, ausdrucksstark und haben dennoch politische Macht«, so fasste sie die unterschiedlichen kulturellen Frauenwelten zusammen.
In Deutschland erlebe sie, dass Frauen weniger ernst genommen würden, wenn sie sich weiblicher kleiden. Weiblichkeit und Macht schlössen sich in Afrika nicht aus, so ihr Fazit.
Vierte Rednerin war die Bloggerin und Journalistin Katrin Rönicke (Berlin), die im vergangenen Jahr durch ihr Buch »Bitte freimachen!« bekannt geworden ist. Sie vertrat die These: »Frauen müssen in allen öffentlichen Bereichen gleichberechtigt vertreten sein, so zum Beispiel auch in Kriegsgebieten«. Mit ihrer Rede »Konfliktlösung braucht Frauen« regte sie intensive politische Gespräche unter den Teilnehmerinnen an.
Zwischen den Reden gab es ein türkisch-vegetarisches Buffet und viel Gelegenheit zum Austausch unter den Frauen. Für den musikalischen Rahmen sorgte Ines Ringe aus Dortmund mit ihrem Konzert-Akkordeon.
Wer das Thema »Zischen Wohnzimmer und Welt« noch weiter durchdringen wollte, konnte das bei der anschließenden Tagung im Mütterzentrum tun. Einige Frauen, die beim Frauenmahl keinen Platz bekommen hatten, konnten mit den Rederinnen Katrin Rönicke und Aycha Riffi in einem Workshop intensiv zu dem Thema arbeiten und u.a. Blogs von feministischen Aktivistinnen entdecken.
Organisiert wurde das Frauenmahl durch ein breites Frauenbündnis bestehend aus Frauenreferat der EKvW, Ev. Frauenhilfe in Westfalen, Amt für Mission Ökumene und Weltverantwortung, Ev. Akademie Villigst, Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung der EKvW, Stadtkirche St. Petri Dortmund sowie dem Gleichstellungsbüro der Stadt Dortmund, ZONTA Club Dortmund Phönix und der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragen des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund.